Evke Rulffes: Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung

Evke Rulffes Die Erfindung der Hausfrau Cover HarperCollins

In ihrem Buch „Die Erfindung der Hausfrau“ plädiert die Kulturwissenschaftlerin Evke Rulffes für die freie Entscheidungskraft für den eigenen Lebensentwurf

Das Konzept der Hausfrau ist für viele Menschen das Sinnbild der Ungleichberechtigung der Geschlechter. Statt sich selbst zu verwirklichen und die Welt zu entdecken, sind Hausfrauen als Dienerinnen und Steigbügelhalterinnen von Mann und Kindern an die Küche gebunden und der schleichenden Unsichtbarkeit ausgeliefert. Die Hausfrau als Inbegriff der Entwertung. Evke Rulffes, Kulturwissenschaftlerin, die 2018 an der Humboldt-Universität Berlin mit einer Arbeit über „Die angewiesene Frau“ promovierte, zeigt in ihrem Buch „Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung“ auf, dass dies nicht immer der Fall war.

Evke Rulffes schaut in die Vergangenheit

Vor allem im 17. und 18 Jahrhundert war „Hausfrau“ noch ein Herrschaftsbegriff. Die Frau des Hauses wurde als Betriebsleiterin wahrgenommen, die den Stand ihres Hauses repräsentiert und sogar Bedienstete leitete. Wie der Mann trug sie zum gemeinsamen Vermögen bei und übte die absolute Kontrolle über Ausgaben, Personal und Arbeitsabläufe aus. Tätigkeiten wie kochen, Kühe melken oder Kinderwindeln wechseln gehörten nicht zu ihrer Aufgabe. Außerdem musste sie in der Lage sein, das Gut auch ohne ihren Ehemann zu führen.

Plädoyer für „mehr Wertschätzung und Anerkennung von Haus- und Care-Arbeit“

Evke Rulffes Die Erfindung der Hausfrau Cover HarperCollins

„Von der Herrin des Hauses zur Dienerin am Mann“ heißt eines (von insgesamt fünf) Kapiteln, das diese Entwicklung pointiert, fundiert und erhellend aufzeigt. Durch ihre Arbeit zeigt Rulffes die historischen Gründe für den heute vorherrschenden Gender-Gap auf und schließt ihr Buch mit der Betrachtung „Das bisschen Haushalt? Für mehr Anerkennung, Geld und Solidarität“, in der sie klar macht, dass sie nicht für eine Rückkehr zu alten Verhältnissen plädiert, in denen Mägde, Dienstbotinnen und Mädchen für alles ausgebeutet wurden. Sie versteht ihr Buch als Plädoyer für „mehr Wertschätzung und Anerkennung von Haus- und Care-Arbeit“ und für angemessene Bezahlung. Auch die Erwartungshaltung an heutige Mütter und die Bewertungen, mit denen diese konfrontiert sind, möchte sie verändern. Die „fehlende Solidarität unter Frauen“ bezeichnet sie als „frustrierend“. Freie Entscheidungskraft für den eigenen Lebensentwurf ist ihr Ziel, für das sie mit diesem Buch einen wertvollen Beitrag leistet.

Evke Rulffes: „Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung“, HarperCollins, Hardcover, 288 Seiten, 22 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)

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